Vom 12. ab ca. 18 Uhr bis 20. August stehen zwei Fassungen im Stream zur Verfügung:
Mit Live-Musik vom Aljoscha Zimmermann Ensemble.
Mit Audiodeskription.
Als »Prinzessin Butterfly« tritt die chinesischeTänzerin Mah auf einem Jahrmarkt in Paris auf. Der Clown Coco ist von Mah besessen, die seine unerwünschten (und gewaltsamen) Annäherungsversuche abwehrt. Um sich zu rächen, verursacht Coco den tödlichen Unfall eines Akrobaten und schiebt Mah die Schuld zu. Im Atelier des Malers Kusmin findet Mah Zuflucht vor dem aufgebrachten Publikum. Mah verliebt sich in Kusmin, doch eines Tages taucht eine dunkle Gestalt aus Mahs Vergangenheit auf. Ein emotional packendes Melodrama, das sich zugleich als Plädoyer für Toleranz verstehen lässt.
Im Zentrum der deutsch-britischen Koproduktion steht der erste große Hollywood-Filmstar chinesischer Herkunft, Anna May Wong. Ende der1920er Jahre wirkte sie in einer Reihe europäischer Produktionen mit, in denen sie sich als Schauspielerin deutlich besser entfalten konnte, als dies in ihren US-amerikanischen Filmen möglich war. Denn auch wenn ihre europäischen Filme weiterhin von einer erotisierenden Darstellung als »Exotin« geprägt sind, waren ihre Rollen wesentlich facettenreicher und weniger von herabwürdigenden Klischeebildern überzeichnet. Aktuell erfährt Anna May Wong eine umfangreiche Würdigung (und Neuentdeckung) in ihrer Rolle als Pionierin – seit letztem Jahr ist sie mitunter als erste asiatisch-amerikanische Persönlichkeit auf einer US-Münze zu sehen. In Bonn zeigen wir GROßSTADTSCHMETTERLING in einer nagelneuen digitalen Restaurierung des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, die auf das Originalnegativ zurückgeht und durch ihre brillante Bildqualität besticht.
Einführung: Ellen Harrington (DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum)
Ein Glück, daß Richard Eichberg Regie führte. Der weiß, was Rhythmus ist. Und aus dem Effeff versteht wie man Schmalzauftragen muß. [...]
Die Szenen, in leisen Andeutungen kleinste Merkmale zu wesentlichem Nebenbei hochschraubend, glitzerten vor Sauberkeit. Spannungen, Höhepunkte, Momente lyrischen Verweilens in der Taktfolge virtuoser Komposition. Ein zweites Glück, daß Anna May Wong in der Hauptrolle zu sehen war. Ein Mädchen. Eine Frau. Und ein Spiel! Sie weiß mit Gefühlen zu jonglieren. Ganz meisterhaft. Man ist eben dauernd versucht, sie als echte anzuerkennen. So weit ist die Wong über das Schauspielerische schon hinausgekommen.
Betz [= Hans Walther Betz] in: Der Film, Nr. 15, 13.4.1929.
Der Film hat zwei Hauptdarsteller. Der eine von ihnen ist … der Zufall. Die ebenso große wie der Gesamtleistung abträgliche Rolle, die er spielt, hat seine „Gegenspielerin“ auszugleichen: Anna May Wong. Und wenn der Zufall, dessen sich das Manuskript in so überreichen Maße bedient, dem Filmgefährlich werden kann und ihm die Überzeugungskraft zu nehmen droht, – so ist es das Objekt dieser Zufälle, Anna May Wong, die durch den eigenartigen Zauberihrer Persönlichkeit, durch die Überzeugungskraft ihres Spiels den Film rettet. Ein unglaubhaftes Schicksal, von einem so glaubhaft gestalteten Menschengetragen, übersieht man und lässt sich von dem Erlebnis der künstlerischen Persönlichkeit packen.
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Erfinder dieser Fabel ist Hans Kyser, Fertiger des Drehbuches Adolf Lantz. Seine Inszenierung besorgte Richard Eichberg, dem diese Regieleistung zu aller Ehre gereicht. Denn von ein paar Dehnungen, ein paar Verschleppungen im Tempo abgesehen, die sich noch regulieren lassen, ist das Bild-Arrangement dieses Films nicht in der als die Darstellerführung eine Leistung besten internationalen Niveaus und erstaunlichen künstlerischen Empfindens. Anna May Wongs aus tiefster filmkünstlerischer Intuition geschaffene Gestalt ist ihre bisher vollendetste Talentprobe. Der Echtheit ihres empfindungsstarken, mit sehr persönlichen und feinen Mitteln verwirklichten Spiels wird sich niemand entziehen können.
H.W.–g [= Hans Wollenberg] in: Lichtbild-Bühne, Nr. 86, 11.4.1929.