Als Shinhachi nach drei Jahren Dienst in der Hauptstadt nach Hause zurückkehrt, ist der Samurai-Clan bedroht, es gibt einen Aufstand und seine Verlobte Chigusa ist mittlerweile die Geisha des Fürsten. Fortan steht Shinhachi im Verdacht, aus Rache einen Verrat am Oberhaupt des Clans begangen zu haben, obwohl er loyal bis zur Selbstaufopferung ist und allen Aufforderungen des intriganten Sannosuke widersteht. Am Ende setzt sich politisch das Gute durch, doch die Liebenden kommen nicht zusammen … Ein Epochendrama, das Verrat und Verschwörung innerhalb eines Samurai-Clans mit atemberaubenden Naturbildern, kunstvoll choreografierten Kampfszenen und einer tragischen Liebesgeschichte vereint. Mit der Figur des einsamen Samurai nimmt SCHLOSS AUS WIND UND WOLKEN viele Motive späterer Samuraifilm-Klassiker (und ihrer Western-Remakes) vorweg.
Von SCHLOSS AUS WIND UND WOLKEN hat nur eine einzige Kopie im Bestand der Cinémathèque Royale de Belgique überlebt. Gezeigt wird in Bonn eine neue digitale Restaurierung der Cinémathèque aus dem Jahr 2017, die die viragierten Bilder nun wieder strahlen lässt.
Einführung: Bruno Mestdagh (Cinematek)
SCHLOSS AUS WIND UND WOLKEN stellt ein Sub-Genredes jidai geki, des Historienfilms, dar: Verrat und Verschwörung innerhalb eines Samurai-Clans. Antagonisten sind der finstere Sannosuke und der junge Shinhachi, der – obwohl bis zur Selbstaufgabe loyal – verdächtigt wird, aus persönlicher Rache Verrat am Clanchef üben zu wollen. Der Film wird von langen, lyrischen Zwischentiteln sowie von mindestens fünf wunderschön choreographierten Kampfszenen untergliedert.
Nach dem finanziellen Desaster seines unabhängig produzierten Filmexperiments EINE SEITE DES WAHNSINNS (1926) begann Teinosuke Kinugasa damit, für die Firma Shochiku jidaigeki zu produzieren. Auf diese Weise begründete Kinugasa die glanzvolle Karriere des Darstellers Chojiro
Hayashi. In deutlichem Kontrast zu den heldenhafteren Stars des Genres wie Tsumasaburo Bando (DIE RIESENSCHLANGE,1925) ist Hayashis Leinwandfigur ein bidanshi, ein hübscher, schlanker Junge, dessen androgyne Schönheit mit denen der weiblichen Stars konkurrieren konnte, ohne daß es ihm dabei an maskulinem Appeal fehlte. Mit SCHLOSS AUS WIND UND WOLKEN begann die lebenslange Zusammenarbeit des Schauspielers – der sich 1937, als er Shochiku verließ, Kazuo Hasegawa nannte – mit Kinugusa.
Wie bei STADT DER LIEBE hat ein Positivnitrat des Films in Europa überlebt und ist von der Cinémathèque de Belgique in Brüssel konserviert worden. 1929, als Shochiku sich bemühte, einen europäischen Markt aufzubauen – was ihr allerdings nicht gelang – waren diese Filmkopien nach Berlin geschickt worden.
Mariann Lewinsky im Katalog der 20. Giornate del Cinema Muto, 2001, zit. nach Programmheft 20. Bonner Sommerkino –Internationale Stummfilmtage, 2004, S. 13.