Rex Ronney unternimmt eine Schiffsreise nach Estland, um Material für sein neues Buch über Alkoholschmuggler im estnisch-finnischen Grenzgebiet zu sammeln. (In Finnland galt seit 1919 absolutes Alkoholverbot). Ronney gelingt es, in den inneren Zirkel des Sprit-Königs Jaan Kõlgis zu gelangen, den er auf der Schiffsreise kennengelernt hat. Kõlgis schickt Ronney zum Schmuggler Bratt, der bei Kõlgis widerwilligem Spießgesellen Mart Martens arbeitet. Dieser schuldet Kõlgis Geld und ist nur deshalb ins Schmuggelgeschäft geraten. Rex lernt Martens Tochter Betty kennen und fühlt sich zu ihr hingezogen. Ein sommerlicher Ostsee-Abenteuerfilm, der auch eine gehörige Portion Liebesgeschichte beinhaltet.
Originalschauplätze an der estnischen Küste und der Hauptstadt Tallinn bilden die Kulisse dieses international besetzten Schmuggler-Dramas. Im Mittelpunkt stehen die osteuropäischen Filmstars Ita Rina und Wladimir Gaidarow. Der in Poltava (heute in der Ukraine) geborene Gaidarow, der den Helden Rex Ronney spielt, gab mit dieser deutsch-estnischen Koproduktion auch sein Regiedebüt. Die slowenische Schauspielerin Ita Rina, die die Rolle der Betty verkörpert, ist vor allem für ihren Auftritt im tschechischen Stummfilmklassiker EROTIKON (EROTIK, 1929) bekannt. Entstanden in der Übergangszeit vom Stumm- zum Tonfilm kam WELLEN DER LEIDENSCHAFT in manchen Ländern – so auch Deutschland – mit synchronisierter Orchestermusik auf Schellackplatten in die Kinos. Nach der Wiederentdeckung einiger der Schellackplatten in Dänemark hat das Estnische Filmarchiv sowohl die stumme als auch (zumindest in Teilen) die tönende Fassung digital restauriert. In Bonn erlebt die restaurierte stumme Fassung ihre Weltpremiere.
Einführung: Eva Näripea (Rahvusarhiivi filmiarhiiv / Film Archive of the National Archives of Estonia)
Im [berliner] Atelier dreht Wladimir Gaidaroff [sic] in eigener Gesellschaft einen vorerst stummen, nachträglich zu synchronisierenden Film: WELLEN DER LEIDENSCHAFT. Ein Film über Prohibitions- und Schmuggleraffairen - aber diesmal nicht in Amerika, sondern in Estland spielend, wo auch die Außenaufnahmen an Ort und Stelle gemacht wurden. Auch ein estnischer Schauspieler, der jetzt für die Atelieraufnahmen eigens nach Berlingekommen ist, spielt neben Gaidaroff eine Hauptrolle, H. Laur, einer der bedeutendsten Darsteller des Revaler Staatstheaters.
Es wird grade in einer Hafenkaschemme gedreht, in der alle Typen vertreten sind, die ein solches Milieu herbeizieht, die wilden und unheimlichen Gestalten der Schmuggler, die Ohrringe tragenden mehr oder weniger windigen Schifter, Chinesen und Mulatten, eine bunt zusammen gewürfelte Gesellschaft. [...] Trotz der weißen Julinächte Estlands herrscht die ausgelassenste und nicht ganz ungefährliche Stimmung: der Wodka wird aus Wassergläsern getrunken, zu den Klängen der kleinen Kapelle tanzt man eifrig den estnischen Nationaltanz. Neben Gaidaroff, Regisseur und Schauspieler zugleich, und Laur spielen in den weiblichen Hauptrollen Ita Rina und Jutta Jol.
Film-Kurier, Nr. 181,2.8.1930.