Stan Laurel und Oliver Hardy spielen in diesem Klassiker zwei Matrosen auf Landurlaub. Mit ihrem Mietauto machen sie die Straßen unsicher. Unterwegs treffen sie vor einem Lebensmittelgeschäft auf zwei Damen. Ollie, der die Damen beeindrucken will, versucht mit Gewalt, Kaugummi aus einem scheinbar defekten Automaten herauszubekommen. Dies gelingt ihm, indem er den Automaten aus Versehen zerstört – sehr zum Ärger des Ladenbesitzers. Später geraten die zwei Matrosen und ihre Mitfahrerinnen in einen durch Bauarbeiten verursachten Stau. Schnell kommt es zum ersten Zusammenstoß mit einem anderen Auto, der die Ouvertüre einer veritablen Sinfonie der Fahrzeugzerstörerei markiert.
TWO TARS, der über die Jahre eine ganze Reihe alternativer Titel im deutschen Sprachraum erhalten hat (DIE AUTOKATASTROPHE,ZWEI MATROSEN, DAS ZERLEGEN VON KRAFTWAGEN, u.a.), genießt den Ruf, eine der besten stummen Kurzfilm-Komödien von und mit Stan Laurel und Oliver Hardy zu sein. Der Film ist ein Paradebeispiel für die grandios choreographierte »wechselseitige Zerstörung« (»reciprocal destruction«, wie Stan Laurel es selbst nannte), die zum zentralen Element mehrerer Laurel und Hardy-Filme wurde. Auch wenn die Qualität der verfügbaren Kopien manches zu wünschen übrig lässt, strahlt die komödiantische Genialität trotzdem durch.
Man hat Stan und Ollie Zerstörungsfanatiker genannt. Ähnlich wie bei Harold Lloyd, der vor allem wegen seiner Kletterkunststücke berühmt wurde, schloß man von einem halben Dutzend Filmen, wo die beiden alles kurz und klein schlagen (oder schlagen lassen), auf die Gesamtheit ihres Werkes. Sehr oft hatten sie absolut nichts mit Zerstörung im Sinn; wenn aber zerstört wurde, dann richtig, dann waren sie allerdings die Könige ihres Fachs. Der erste Film dieser Art war »DICK UND DOF AUFHEIMATURLAUB« (Die deutschen Taufpaten von Laurel & Hardy schrieben sie »Dick und Dof«; ob man zu jener Zeit - 1928 - wirklich »dof« schrieb oder ob man solch eine Schreibweise noch zusätzlich »komisch« fand, ließ sich nicht ermitteln.)
Sie spielen hier zwei lebenslustige Matrosen, die sich ein Auto mieten, um mit ihren gerade aufgegabelten Freundinnen eine Spritztour zu unternehmen. Den ersten Streit gibt es mit einem bösartigen Ladenbesitzer (Charles Hall, auch ein hartnäckiger Feind des Paares). Die Mädchen warten bereits im Auto und heizen die Situation durch Zurufe noch zusätzlich an. Auf der Landstraße geraten die beiden Pärchen in eine riesige Verkehrsstockung. Eine Baustelle ist der Grund für die sehr lange Autoschlange. Die Nerven der Wartenden sind ohnehin schon stark angespannt; da kommt nun Mister Hardy sehr klug daher und fordert freie Durchfahrt. Er hat keine Zeit, die Mädchen stacheln ihn an … Und es beginnt wieder die unvermeidliche Schlacht. Man geht erst ganz schüchtern vor; zunächst rammt man sich einmal. Dabei fällt das auf dem Dach verstaute Gepäck auf ein anderes Vehikel, das sofort in die Knie geht … Dann steigt man aus, fegt eine Handvoll Dreckzusammen, knetet das Ganze schön wie einen Schneeball, zielt und los … Bald fliegt alles durch die Luft, was Autofahrer so bei sich haben. Schließlich rückt man den Autos selbst zu Leibe … Alles, was nicht absolut fest ist, wird vom Auto des Gegners abgerissen: Türen, Motorhauben, Räder. Die sonnige kalifornische Landstraße wird zum Schlachtfeld.
Hauptprotagonisten sind die Initiatoren der Auseinandersetzung: Ollie und Stan. In seltener Einmütigkeit gehen sie vor. Es beginnt mit einem kurzen Signal der Übereinstimmung: ein schnelles Kopfnicken (Freunde brauchen keine Worte, um sich zu verstehen). Dann geht es los: Jeder nimmt sich ein Rad des feindlichen Autos, und ruck! geht der Wagen in die Knie bzw. auf die Achse. Abschließendes Signal: erneutes Kopfnicken: „So, mein Lieber, da hast du’s!“ Gegen Ende der Schlacht besinnen sich die Kämpfenden darauf, wer eigentlich all das ausgelöst hat. Die beiden Matrosen reißen aus, fliehen in einen Eisenbahntunnel. Hinter ihnen her eine lange Karawane von Auto-Krüppeln, die – zumeist nur auf zwei Rädern, ohne Türen und Schutzbleche – mehr hoppeln als fahren. Alle hinein in den Tunnel! Den Rest besorgt eine Lokomotive, die wie auf Kommando auf das letzte Vehikel folgt. Das Hal-Roach-Studio hat leider nicht bekanntgegeben, wie viele Autos diesem herrlichen kurzen Film geopfert wurden.
Michael Hanisch: Über sie lach(t)en Millionen. Buster Keaton, Harold Lloyd, Laurel & Hardy.
Berlin-Ost: Henschelverlag, 1976, S. 165–166.